Übersetzung des Textes von Sven Eberlein vom 01.07.2025 von Regina Frey. Englisches Original: https://svenworld.com/tom-was-always-along-for-the-ride/
Tom Hlavacek hat das Gebäude verlassen. Oder sollte ich sagen, das Spielfeld, den Platz, die Turnhalle, den Ring, die Bahn, die Piste, das Grün oder jeden anderen denkbaren Ort, an dem Menschen zusammenkommen, um das Wunder des menschlichen Geistes und Körpers zu feiern. Ja, er war wettbewerbsorientiert, aber im Dienste eines höheren Ziels: unsere angeborenen Stammesmuskeln so zu trainieren, dass wir am Ende des Spiels, des Matches, des Kampfes oder des Rennens alle Gewinner sind, unabhängig von unseren Fähigkeiten, unserem Niveau, unserem Tempo oder unserem Handicap. Mit anderen Worten: Tom war ein Sportsman im reinsten und archetypischsten Sinne des Wortes.
Dieser großartige Sportkamerad trat 1978 in mein Leben, als ich ein Viertklässler war, Sohn einer alleinerziehenden Mutter, und er ein angehender Sportdirektor bei den US-Streitkräften in meiner Heimatstadt Stuttgart, Deutschland. Er hätte genauso gut mit mir in die vierte Klasse gehen können, denn unsere Interessen überschnitten sich perfekt: Fußball, Eiscreme und Pizza. Sein offizieller Status war zwar irgendwann Stiefvater, aber das hatte nie einen Einfluss auf unsere gelebte Erfahrung als beste Kumpel. Tom war einfach Tom, immer engagiert, immer fröhlich, immer dankbar für jeden kleinen Tropfen des süßen Nektars, den das Leben zu bieten hat, von dem Moment an, als er mit seinem rostigen alten Citroën vorfuhr, um sich das Zimmer anzusehen, das meine Mutter in unserem Haus untervermietet hatte, um über die Runden zu kommen, bis zu dem letzten Mal, als ich 47 Jahre später mit ihm sprach.
Tom war wirklich ein Kind im Süßwarenladen des Lebens, aber sein Optimismus, seine Reinheit und sein kindliches Staunen brachten auch viele unglaublich tiefgreifende Begegnungen und Erfahrungen für diejenigen hervor, die mit seiner Anwesenheit beglückt wurden. Ein wichtiger Grund dafür, dass ich diese Zeilen schreibe und in der Lage bin, in meiner zweiten Sprache poetisch zu werden, ist zum Beispiel Toms Hartnäckigkeit, mit der er den Fußballtrainer der Cal State Hayward Universität davon überzeugte, dass ich die Nachfolge von Franz Beckenbauer antrete, so dass ich trotz meines nicht so guten Ergebnisses im Englischteil des SAT auf ein College mit Blick auf die San Francisco Bay gehen konnte. Und als ich die Fußballmannschaft nach einem Vierteljahr verließ, um mich in einen Hippie-Musiker und Öko-Astro-Poeten zu verwandeln, war er auf Schritt und Tritt an meiner Seite, immer voller Bewunderung und mit tiefem Respekt und freudiger Unterstützung für meinen, sagen wir mal, unkonventionellen Weg.
In gewisser Weise spiegelten sich unsere Wege gegenseitig. Während ich sein Heimatland als meinen Spielplatz annahm, tat er dasselbe mit meinem. Tom liebte die Deutschen, und die Deutschen liebten Tom. In einem Land, in dem die Menschen bekanntermaßen zurückhaltend sind, plauderte er furchtlos mit Freunden und Fremden gleichermaßen, verteilte Komplimente und aufmunternde Worte in seinem dicken „Kansas meets Schwäbische Alb“-Akzent an verdutzte Menschen in Bäckereien, auf Kopfsteinpflastern und entlang von Fahrradwegen. Sein aufrichtiger Geist des guten Willens und der Aufmunterung war so entwaffnend, dass er selbst die hartgesottensten Griesgrame zum Schmelzen brachte. Er war in mehr Vereinen und organisierten Aktivitätsgruppen als jeder andere Deutsche, den ich kenne, und alle liebten Tom. Irgendwie verkörperte und vertrat er Ideale, die auf der ganzen Welt oft mit Amerika und Amerikanern verbunden werden (zumindest bis neulich), besser als es jeder Film oder jede Fernsehsendung jemals tun könnten: Unbeschwert. Freundlich. Positiv. Nahm sich nicht zu ernst. Vorausschauend. Es gab nichts, dass ihn von seiner sonnigen Aussicht abhalten konnte, nicht mal Prostatkrebs im Spätstadium.
Tom war auch von Natur aus ein Helfer. Als ich 2003 beschloss, dass es eine gute Idee war, mit meiner obskuren Rock’n’Roll-Band auf Europatournee zu gehen, sprang er wie ein 100-m-Sprinter auf diesen Wagen auf. Und ehe wir uns versahen, fuhr er den Van (den er sich von den Nachbarn geliehen hatte) und fungierte als Manager, Roadie, Pressesprecher, Motivationscoach und Tourguide in einem. Jeden Tag gab er 110 % seiner Energie, um anderen das Leben ein wenig leichter und angenehmer zu machen. Er war unermüdlich in seinem Bestreben, andere aufzurichten, und es spielte keine Rolle, ob es darum ging, für einen Freund ein paar Fäden zu ziehen oder Taschen zu tragen oder eine Reihe anderer ungefragter Gefallen für zufällige Fremde zu tun.
Aber vor allem war er der größte Unterstützer und Fürsprecher meiner Mutter. Er liebte sie so unverblümt, dass sie ihm oft sagen musste, er solle sich zurückhalten. Eine E-Mail, die er erst vor zwei Monaten an mich und meinen Bruder schickte, war so typisch Tom, obwohl er mit seiner Krankheit zu kämpfen hatte: “Eure Mutter ist eine Heilige. Ich bin durch meinen Krebs sehr eingeschränkt, aber sie ist so gut zu mir. Ihre Kochkünste halten mich am Leben. Die letzten beiden Tage hat sie zweimal weißen Spargel gekocht. Den allerbesten. Wenn deine Mutter nicht gewesen wäre, hätte ich euch beide nie kennengelernt. Ich habe so viel Glück.”
„Ich habe so viel Glück“ waren wohl die meist gesprochenen Worte von Tom. Und sie waren zu 100 Prozent echt und wahr. Aber man muss sagen, dass alle von uns, die die Ehre und Freude hatten, in seiner hochfliegenden Umlaufbahn zu sein, mindestens genauso viel Glück hatten. Sein Geist schwebte gerade hoch genug über dem Boden, dass er dich aufmunterte, bevor du überhaupt die Chance hattest, dich hängen zu lassen. Seine Anwesenheit wird in uns allen weiterleben, und wenn wir jemals unschlüssig sind, wie wir auf eine Herausforderung reagieren sollen, wird der Geist von Tom uns den Weg nach oben und weiter weisen. Um mit einer Sportmetapher zu enden: Tom hat auf dem Spielfeld alles gegeben und ruht sich jetzt wohlverdient aus. Obwohl er sich wahrscheinlich schon um einen Nebenjob als Schiedsrichter in der kosmischen Arena bemüht.































